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5. Austrian Indian Tour 2013

Osttirol - Südtirol, 3.- 7. Juli 2013

Nach 2 Jahren Abstinenz war es endlich wieder so weit !

Florian Faltin lud zur 5.Austrian Indian Tour durch die schönsten und anspruchsvollsten Straßen Ost- und Südtirols. „Ein Feuerwerk für Kurvenliebhaber ! “ hiess es vollmundig in der Einladung. Das war stark untertrieben, denn es ging keinen Kilometer geradeaus. Schon die Anreise über die Großglockner Hochalpenstraße stimme genussvoll auf die nächsten Tage ein. Auf teilweise 2500 m Meereshöhe waren am 3.07., bei schnuckeligen 4 Grad (plus) noch viele Schneefelder zu passieren.

Ausgangspunkt der Tour war diesmal Kartitsch in Osttirol. Das Hotel „Waldruhe“ machte bis zum Eintreffen des AIT Stammes mit unseren Stahlrössern, seinem Namen alle Ehre. Die Wiedersehensfreude war groß und bei einem ausgezeichneten Grillbuffet gab es viel zu erzählen. Der größte Teil der Truppe war derselbe wie vor zwei Jahren. Doch auch neue Indiantreiber kamen aus der Schweiz , Deutschland und sogar Belgien dazu. Florian Faltins Familie war mit Kind und Kegel zur Unterstützung angereist und so starteten 8 Chiefs, 6 Scout und Sportscouts und sogar 2 Four inkl. Begleitmotorräder und Werkstattwagen Richtung Dolomiten.

Die erste Tagesetappe von rund 200 km führte über den Plöckenpass ins nördliche Friaul. Stündlich änderte sich die Landschaft und die Strecke wurde steiler und anspruchsvoller. Vorbei am Saurissee, dem Passo Zovo über Innichen und Silian, zurück nach Kartitsch. Bei Steigungen um die 14%,engen Kehren und weil sich die Fahrer erst aufeinander einspielen mussten, wurden die Maschinen über die Massen beansprucht. So kam es öfter zu technischen Stopps und am Abend kehrten 2 Maschinen im Transporter zurück. Böse Zungen wollten die Tour schon in „Austrian Indian Reparatour“ umbenennen. Aber alles halb so wild....Und so fanden sich die Meisten bei der abendlichen Maschinenpflege ein, nicht zuletzt, weil der Wirt uns mit einer Kiste Freibier unterstütze! Jeder hatte die Teile dabei, die er brauchte und sogar Ersatzbatterien wurden beschafft. Eine wird jetzt vom Wirt seiner Schneefräse schmerzlich vermisst. So entstand die wohl einzige Hybrid-Chief!

 

Beim morgendlichen Antreten sollte ein Stoßgebet (Werkzeugrolle gen Springfield ausgerichtet) und ein im Vorbeifahren gepflücktes 4-blättriges Kleeblatt weiteres Unheil und Pannen fern halten. Was auch geholfen hat.

So gewappnet und voller Tatendrang setzte sich der Tross in Bewegung für die 2.Etappe von fast 200 km. Die Strecke führte durchs Hölensteintal und den Naturpark Sextener Dolomiten hinauf zum Passo Tre Croci, den berühmten 3 Zinnen. Talwärts nach Cortina d´Ampezzo und bergauf über den Passo Giau mit 2232 Höhenmetern. Bei herrlichem Sonnenschein und inmitten einer atemberaubenden Landschaft bollerten wir dem Fedaiasee entgegen.

 

 

am Misurinasee

Das Zusammenspiel von Mensch und Maschine war heute deutlich harmonischer und so ging es flotter voran als gestern.

Doch dann das: Ausgerechnet am steilsten Stück hinauf zum Fedaiapass lösten sich die Innereien im Gasdrehgriff einer Sportscout! Nur durch den Einsatz mehrerer Männer gelang es, die Scout sicher abzustellen, weil durch Schotter auf der Fahrbahn, selbst die Stiefel kaum Halt fanden. Durch das steile bergauf fahren, das plötzliche Abstellen des Motors und den Luftdruck in dieser Höhe brodelte des Benzin in einer anderen Maschine wie ein Whirlpool. Ein Abfackeln der Chief konnte gerade noch verhindert werden.Ansonsten stürzte sich noch ein Luftfilterdeckel auf Nimmerwiedersehen in eine Schlucht. Weiter ging es am Marmolada Massiv entlang zum Passo Podoi auf 2239 m. Das grandiose Panorama berauschte zunehmend die Truppe, die Führungsspitze kannte kein Halten mehr und zog davon wie Reinhold Messner auf den Ortler.

Krönender Abschluss bildete die Umrundung der Sella Gruppe auf hochalpinem Terrain. Die 3000er waren zum Greifen nahe, als wir die berühmten Wintersportorte Arabba und Corvara passierten. Am Sellajoch mit 2244m waren wir am Spätnachmittag dem Himmel sehr nah.Das Glühen der über 3000 m hohen Bergspitzen im Abendlicht und eine fast unwirkliche Fernsicht liessen einen grossartigen Tag nach 8 Stunden im Sattel zu Ende gehen. Im Hotel „Col di Lana“ das mitten am Pass thronte, schliefen wir nach hervorragendem italienischen Essen und kurzer Nacht, wie die Murmeltiere. Manch einer legte sich bestimmt noch im Schlaf in die Kurven...

 

 am Pordoipass

Wecken um 6.30 Uhr, Frühstück um 7.00 Uhr, Antreten um 8.00 Uhr, Abfahrt 8.30 Uhr.

So war es auch heute. Vor uns lagen noch einmal 200 km. Die Luft war kalt und klar. Der Himmel azurblau, so wie zuhause erst Ende Oktober. Schneefelder an der Nordseite des Hauses deuteten nicht auf Anfang Juli.

Als die 4 Zylinder von Florians 402 zum Abrücken bliesen waren wir bald wieder im Rhythmus der Kehren und Kurven. Erstes Etappenziel war der Karerpass. Anschliessend fuhren wir entlang des Rosengartenmassivs, welches golden in der Morgensonne glänzte. Jeder kennt diese Berge zumindest von Postkarten. Diese Landschaft jedoch im Sattel einer Indian mit Freunden zu erfahren ist ein unglaublich schönes Gefühl. Entrückt von Zeit und Raum bollerten wir über den Nigerpass. Bergab bewaldeten sich die Hänge zusehends und es wurde wärmer. Ab hier waren die Straßen frisch asphaltiert und wir stiegen ab ins typische Südtirol. Sonnige Weinberge wechselten sich mit Obstwiesen ab und der Verkehr wurde dichter. Hier war es sommerlich warm und von Weitem konnte man die Autobahn sehen, auf der schon alle mal zum Gardasee oder an die Adria gefahren sind. Es war ein Gefühl als wache man auf aus einem Traum und möchte noch weiter träumen, weils so schön war! Als wir durchs bekannte Kastelruth fuhren, dachte ich nur, dass die Melodie der Indians viel schöner klingt, als die der berühmten Kapelle.

Auf einer schattigen Terrasse konnten wir sogar einen stilechten Espresso trinken, bevor wir weiter nach St.Ulrich und Wolkenstein zogen. Vorbei an der Seiseralm schlängelte sich die Truppe durchs Gardertal bergauf zum Grödner Joch. Beim Mittagessen auf der Passhöhe genossen wir wieder die unglaubliche Fernsicht auf den Piz Sella und den Langkofel, der mit seinen 3181 m Höhe schlicht übersetzt soviel wie „langer Stein“ heißt. Von nun an gings fast 80 km nur noch bergab. Letzter Pass des Tages war der Furkelpass, Dann nach Toblach und raus aus den Dolomiten, wieder zurück nach Österreich.

Am Spätnachmittag liefen wir in Kartitsch im Hotel Waldruhe ein. Am Hotelparkplatz wurden wir schon von Florians Familie und den Wirtsleuten freudig erwartet. So stiessen wir wohlverdient auf die zurückliegende Tour an und sogar die Stahlrösser bekamen Blümchen und Federn. Für den „kleinen Kundendienst“ spendierte der Wirt wieder Freibier! Ich muss sagen, ich habe mich nirgends so familiär und liebevoll umsorgt gefühlt, wie dort. Auch die Indians fühlten sich recht wohl in der Herde und so konnten wir uns sogar über Nachwuchs freuen!

Es hatte sich wie ein Lauffeuer herumgesprochen, dass verwegene Gestalten aus aller Herren Länder die Dolomiten zum Erzittern brachten. Es hieß, ihre Vehikel seien fast so alt, wie die Berge selbst! Und so verwunderte es nicht, dass am Abend die Lokalprominenz sich die Ehre gab. Nicht nur der 1.Bürgermeister von Kartitsch, sondern auch der 2.Bürgermeister und Reporter in Personalunion machten sich ein Bild unserer illustren Gesellschaft. Die Kunde von den Fremdlingen drang sogar bis ins abgelegene Obergeiltal. Von dort sandte das Bergvolk der Schlüns Ihren Waldschrat und Dorfältesten. Aufgrund des eigentümlichen Dialektes war eine Verständigung jedoch erst nach mehreren Bieren möglich.

Der Rest des Abends verlief noch lustiger als die Abende vorher. Parallel dazu gab es noch die Filmvorführung einer Dolomitenquerung anno 1930. Und für alle, die noch immer nicht genug Kurven gesehen hatten: GoPro Videos der letzten Tage. Zu sehen war, wer hätte es gedacht : wir beim Fahren! Auch dieser Abend ging, so wie die gesamte Tour, viel zu schnell zu Ende. Bei der Abreise am nächsten Vormittag vielen wir uns heulend in die Arme (zumindest innerlich) und zerstreuten uns in alle Himmelsrichtungen.

 

Alle gehen, eines bleibt:

Jede Austrian Indian Tour ist so abwechslungsreich und unterschiedlich, wie die Menschen die dabei sein dürfen.

 

Text: Christoph Brunner, Fotos: Florian Michel

   

 

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