Zurück

8. Austrian Indian Tour 2019

Slovenien - Julische Alpen, 18.-23. Juni 2019

Schon bei unserer Ankunft wußten wir sofort, daß wir mit Schloss Lerchenhof das perfekte Hotel für die 8.Austrian Indian Tour gefunden hatten. Hat man die altehrwürdige Einfahrt passiert, die links und rechts von mächtigen Kastanienbäumen eingerahmt wird, steht man direkt vor der wunderbaren Fassade des Haupthauses von 1850. Ein Parkplatz und ein großer Carport würden genug Platz für alle Motorräder bieten, ein zweiter großer Bereich hinter dem Haus war für die Anhänger reserviert. Von der ersten Minute an, genossen wir den wunderbaren Service von Familie Steinwender, den Besitzern des familiengeführten Hotels. Nach dem Abendessen ging es früh auf die Zimmer, um für den nächsten Tag Kraft zu sammeln, an dem die Fahrer eintreffen würden.

Nach einem reichhaltigen Frühstück kümmerten wir uns um die letzten Details und waren bereit für den Beginn der Tour. Ab dem frühen Nachmittag trafen die Fahrer am Schloss ein. Viele kamen schon seit Jahren und als alte Freunde, einige neue Fahrer waren zum ersten Mal dabei. Der Nachmittag verging schnell und alle freuten sich, wieder beisammen zu sein. Nach einigen kühlen Getränken im Garten des Hotels, trafen wir uns zum Abendessen und ich nutzte die Zeit, die Strecke der nächsten 4 Tage vorzustellen.

 

Nach dem Frühstück am nächsten Morgen erwachten die Motorräder auf dem Parkplatz zum Leben. Die Route für den ersten Tag war absichtlich einfach geplant und bei bestem Wetter starteten wir unsere Rundfahrt. Die ersten Kilometer der Strecke legten wir auf einer Hauptstraße zurück und die Gruppe gewann schnell an Fahrt. Nach der Einfahrt in eine Nebenstraße über die Hügel von Kärnten, mußten wir unser Tempo den ausgesprochen schlechten Straßen anpassen. Der Belag war in wirklich traurigem Zustand. Ein Flickwerk aus teilweise Dutzenden verschiedenen Asphaltschichten, ließ die Reparaturen der letzten 30 Jahre erkennen. Eine Gegebenheit, an den wir uns während der nächsten Tage gewöhnen mussten. Nach etwa einer Stunde im Sattel, erreichten wir unser erstes Ziel, das Ostufer des Weissensees. Obwohl der See sehr schmal ist, hat er eine beachtliche Ausdehnung in der Länge und ist im Winter ein berühmter Ort zum Langstrecken Eislaufen. Wir genossen den kurzen Aufenthalt am See und Bernd nutzte die Chance und schwamm eine Runde im kristallklaren Wasser.

Etwas später brachen wir auf, und waren bald im Rhythmus der Kurven durch Wälder und vorbei an Wiesen. Nach der Durchfahrt des nächsten Tales, kamen wir in eine Gegend mit Kornfeldern und alten Bauernhöfen. Etwas später kehrten wir dann zur Mittagspause im Hotel Seerose am Ossiachersee ein. Nach einem stärkenden Mittagessen machten wir uns erneut auf den Weg. Zwei Drittel der Strecke lagen bereits hinter uns und wir folgten dem Ufer des Sees in Richtung Villach. Beinahe alle Motorräder fuhren die Strecke durch und so waren wir nach 185 Kilometern an diesem Tag, bald wieder zurück im Schloss Lerchenhof.

 

Nach dem Start am nächsten Morgen, fuhren wir zum Nassfeld Pass, der ersten Bergstraße bis dahin. Es war noch früh und wir hatten Freude die scharfen Kurven bergauf zu fahren und die frische, kalte Luft im Gesicht zu spüren. Nach einer kleinen Reparatur an meiner Scout, fuhren wir hinunter ins Tal, überquerten die Grenze nach Italien und hielten an einer Tankstelle. Für einen Augenblick war nicht klar, ob der folgende Streckenabschnitt für den Verkehr offen war. Wir erfuhren, daß ein Unwetter mit schwerem Regen, Teile der Straße beschädigt hatte. Mit Hilfe der Tankstellenbetreiberin konnten wir aber herausfinden, daß der Lanzenpass für leichten Verkehr offen war. Als wir in das Tal hinauf zum Pass einfuhren, wurde die Straße mit jedem Kilometer schmaler, der Straßenzustand immer schlechter. Die Auffahrt wurde steiler und wir erreichten die Stelle, an denen das Unwetter seine Spuren hinterlassen hatte. Ein kurzes Stück der Straße, an einem sehr steilen Hang, war durch 8 spitze Haarnadelkurven unterteilt, die Geraden zwischen den Wenden nicht länger als etwa 80 Meter. Größere Teile der Fahrbahn waren durch Unterspülung abgebrochen und am Hang abgerutscht. Die Straße war immer wieder mit Geröll und größeren Steinen gesäumt. Immer im ersten Gang bleibend, gelang es mir den Abschnitt durchzufahren, ohne stehen zu bleiben. Einige hundert Meter weiter hatte ich diesen schwierigen Teil hinter mir gelassen und als mir einige Motorräder vom Pass her entgegenkamen, wußte ich, daß der Weg frei war. Minuten später stoppte ich meine Scout am höchsten Punkt des Lanzenpasses und kurz darauf trafen auch schon die anderen Motorräder unserer Gruppe am Parkplatz ein. Trotz einiger Schwierigkeiten, haben es am Schluss alle durch diesen wirklich schweren Abschnitt der Strecke geschafft. Es war Zeit für eine Pause.

Nach dem Abstieg ins Tal, nahmen wir auf der Hauptstraße Fahrt auf, bevor wir in Ampezzo bei einer Tankstelle hielten. Kurze Zeit später waren wir schon in den ersten Kehren des Passo Pura, hinauf zum Sauris See. Nach einer Unzahl an Kurven, einigen engen Tunneln und vorbei an saftigen Wiesen, kehrten wir zur Mittagsrast im Hotel Morgenleit ein.

Die anspruchsvollen Straßen des Vormittags noch in den Gliedern, waren wir froh über die Pause und den wunderbaren Ausblick über die Dächer von Sauris, hinunter zum See. Prosciutto, Wurst, Käse und Brot schmeckten uns sehr. Dunkle Regenwolken machten es notwendig, die Strecke an diesem Tag abzuändern. Mit der Überfahrt des Monte Zoncolan hätten wir am Nachmittag die steilste, öffentliche Straße der Alpen befahren. Was schon bei trockenen Verhältnissen eine echte Herausforderung ist, würde bei Regen schnell gefährlich. Nach dem Essen verließen wir Sauris auf der alten, gewundenen Bundesstraße und passierten etliche Tunnel durch die schroffen Steilwände der Lumiei Schlucht.

Wir setzten unsere Fahrt am Talboden fort und erreichten den Plöckenpass, den letzten großen Aufstieg dieses Tages. Mit der Kombination von 11 Haarnadelkurven hintereinander, von denen einige ihren Wendepunkt in Tunneln haben, ist dieser Pass schon etwas ganz Besonderes. Noch im Trockenen erreichten wir den Scheitel der Straße, danach setzte allerdings Regen ein. Am Fuß des Passes auf der österreichischen Seite, hielt ich bei einer Tankstelle, nicht nur um aufzutanken, sondern auch weil es mittlerweile recht stark regnete. Nach und nach trafen die einzelnen Fahrer ein, nur auf zwei warteten wir vorerst vergeblich. Bei ihrer Ankunft erfuhren wir, daß die beiden auf der nassen Straße weggerutscht waren. Wir waren sehr erleichtert zu hören, daß bis auf einen kleinen Schaden an einer der Indians nichts passiert war und sich niemand verletzt hatte. Als wir nach 244 Kilometern die Fahrt an diesem Tag beendeten, waren alle froh wieder zurück im Hotel zu sein.

 


Die Strecke des dritten Tages, war mit knapp 300 Kilometern die längste der vier Fahrttage. Während der Umrundung des Triglav Nationalparks, hatten wir keine Möglichkeit die Strecke abzukürzen. In der Früh legten wir 45 Kilometer auf gerader, offener Straße zurück, um die italienische Grenze zu queren. Bei hoher Drehzahl und mit kalter Morgenluft im Gesicht, starteten wir in einen neuen Tag.

Nach der Grenze und einigen Kilometern durch das nächste Tal, fuhren wir über den Predil Pass und kreuzten die Grenze zu Slowenien. Während der Abfahrt ins Tal, fiel mehreren Fahrern das starke, seitliche Ausschlagen des Hinterrads am schwarzen Chief Gespann auf. Einige hundert Meter später, bot sich ein großer Parkplatz zum Halten an und wir konnten uns das Rad genauer anschauen. Der Schaden war sofort zu erkennen. Einige Speichen hatten sich gelockert, andere waren bereits gerissen. Eine schnelle Reparatur war ausgeschlossen. Nachdem wir erst etwa ein Viertel der Fahrtstrecke des Tages hinter uns hatten, wollten wir den Platz auf dem Anhänger des Servicefahrzeugs nicht mit dem Gespann alleine belegen und so den Transport anderer Motorräder unmöglich machen. In kurzer Zeit war der Beiwagen von der Chief getrennt und wurde in ein weiteres Begleitfahrzeug verladen. Die Chief kam auf den Anhänger und nach etwa einer Stunde konnten wir die Fahrt fortsetzen.

Von da an lief alles bestens. Das Wetter war perfekt, die Straße sehr abwechslungsreich aber einfach zu fahren, die Landschaft wunderschön. Eine Kurve folgte der nächsten. Wir genossen jeden Kilometer in vollem Schwung und die Straße schien kein Ende zu nehmen. Jedes Mal wenn ich mich umdrehte, sah ich in glückliche Gesichter. Während der Durchfahrt eines der zahlreichen Dörfer, bremste ich die Gruppe vor einem kleinen Cafe und wir gönnten uns ein paar Kugeln Eis und eine kurze Pause. Als ich auf der Karte unsere Position fand, war ich freudig überrascht. Mit der schwungvollen Fahrt der letzten zwei Stunden, hatten wir bereits zwei Drittel der Gesamtstrecke zurückgelegt und konnten dem Rest der Fahrt entspannt entgegensehen.

Nur 30 Minuten später kamen wir am Jezero See an, wo unsere Mittagspause geplant war. Der kristallklare See lag eingebettet in dichten Wald in wunderschöner Umgebung. Wir konnten nicht widerstehen und einige sprangen vom Steg ins kühle Nass, um eine Runde zu Schwimmen.

Die Route des restlichen Tages war einfach, auf einigen Abschnitten der Strecke zurück nach Österreich  kamen wir aber in recht dichten Verkehr. Kurz vor der Einfahrt zum Wurzenpass, bauten sich dunkle Wolken vor uns auf. Minuten später wurden wir nicht nur ein bißchen nass… Wir fuhren geradezu durch eine Wand aus Regen, Sturm und Gischt. Kurze Zeit später hatten wir das Unwetter überstanden und nahmen die Auffahrt hinauf zum Wurzenpass und der österreichischen Grenze in Angriff. Von dort aus legten wir nur mehr den Weg nach Hermagor und Schloss Lerchenhof zurück, den wir bereits vom Morgen kannten. Am Abend nahmen wir nach einer kurzen Fackelwanderung durch Hermagor, am Sonnwendfeuer der Gemeinde teil, bei dem ein fünf Meter hoher Holzstoß abgebrannt wurde, um den längsten Tag des Jahres zu feiern.

 

 

Über Nacht änderte sich die Wetterlage komplett. Schwere graue Wolken und eine schlechte Wettervorhersage für den Nachmittag, ließen uns den Tagesplan überdenken. Da eine weitere große und anspruchsvolle Runde mit mehreren Bergstraßen in Slowenien vor uns lag, gleichzeitig aber starker Regen zu erwarten war, verwarfen wir die geplante Route. Zwei Stunden später als an den vorhergegangenen Tagen, brachen wir in Richtung Nockalmstraße auf, da für diese Region mit besserem Wetter zu rechnen war. Wir wollten den Tag nicht ohne Ausfahrt verstreichen lassen und die Nockalm war immer ein lohnendes Ziel. Schon nach kurzer Zeit fuhren wir in leichtem Regen, der von Minute zu Minute stärker wurde. In schwerem Regen kamen wir bis an die Einfahrt zur Nockalmstraße und fanden bei Blitz und Donner Schutz unter dem Vordach einer Tankstelle. Hier fiel endgültig die Entscheidung, nur mehr das Nachlassen des Unwetters abzuwarten und dann auf direktem Weg die Rückfahrt anzutreten. Nachdem wir das Hotel erreicht hatten, trafen sich einige von uns in der vorgeheizten Sauna…

Auch an diesem Tag wurde uns ein weiteres Mal der vorzügliche Service des Hotels zu Teil. Für die Erwachsenen gab es von Herrn Steinwender, dem Besitzer von Schloss Lerchenhof, eine Führung durch die Räume der hauseigenen Speckherstellung, für die Kinder eine Gespensterführung durch Keller und Dachboden. Das letzte Abendessen dieser Tour, war wie schon an den Tagen zuvor, vorzüglich. Nach der Ehrung der Fahrer für die dritte und sechste Teilnahme und der Verleihung zweier Ehrenmitgliedschaften, wurde es an diesem Abend noch etwas länger.

Wir freuen uns schon jetzt auf die 9.Austrian Indian Tour 2021, wenn wir mit unseren Indians die Straßen in Oberösterreich erkunden werden.

     

Zurück